Mittelbau-Dora

„… mit einem Gefühl des Heimkommens verbunden.“

Der freie Mitarbeiter Sascha Nowotny über seine Verbindung zur KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Porträt Sascha Nowotny

© Privat

Im Jahr 2002 hatte ich mein Abitur in der Tasche und die Zukunft winkte schon verheißungsvoll – allein der heute ausgesetzten, aber damals noch allgegenwärtigen Wehrpflicht musste nachgegangen werden. Dies stand außer Frage, blieb jedoch die Entscheidung, was ich stattdessen tun könnte. Ich hatte das Glück, als Zivildienstleistender einen Platz im Archiv der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora zu erhalten. Ein persönlicher Glücksfall, wie sich schnell herausstellte und wie ich es heute noch betrachte. Die Arbeit im Team am Gedenkort schuf für mich einen völlig neuen Raum zur Entfaltung, gab sie doch dem theoretischen Schul- und selbst neu angelesenen historischen Wissen endlich Anwendungsmöglichkeiten. Dieses Jahr sollte mich nachhaltig prägen. Ich kann mich noch sehr genau an meine erste eigene Führung über das Gelände erinnern, genauso wie das später an mich ausgesprochene Vertrauen der Mitarbeiter, künftig in eigener Verantwortung mit Besucher:innen pädagogisch arbeiten zu dürfen. Diese auf Gegenseitigkeit beruhende Wertschätzung besteht bis heute. Sie begleitete mich durch meine Berufsausbildung in der IT-Welt und sie führte mich anschließend zu der Entscheidung, doch den Beruf des Lehrers zu ergreifen und ein langwieriges Studium in Angriff zu nehmen.

In all diesen Jahren blieb ich der Gedenkstätte als freier Mitarbeiter treu, ein Wochenendbesuch im heimatlichen Nordhausen ging fast immer mit einer Führung am Ort einher, ein Besuch innerhalb der Woche war und ist mit einem Gefühl des Heimkommens verbunden. Heute blicke ich auf 18 Jahre gemeinsame Zusammenarbeit zurück – mein halbes Leben. In dieser Zeit durfte ich mit vielen Überlebenden bereichernde Stunden verbringen, an gelebten Vorstellungen von Demokratie und Freiheit teilhaben und selbstverständlich den Wert des Lebens einmal mehr hautnah erfahren. Ich bin sehr dankbar für diese Erlebnisse, schufen sie doch ein persönliches und festes Fundament aus Werten, wie ein gemeinsames Zusammenleben von Menschen in Gesellschaften möglich ist. Diese Werte prägen meine Arbeit bis heute – auch in unsicherer werdenden Zeiten.

Leo Fonteijn, Überlebender des KZ Mittelbau-Dora, sagte mir einmal: „Warte nicht zu lang mit persönlichen Entscheidungen, greif zu, wer weiß, was morgen ist.“ Ich nahm es mir zu Herzen und vor einiger Zeit erfüllte ich mir den Kindheitstraum, die Fahrerlaubnis für das Steuern eines Linien- oder Reise-Busses zu erwerben. Heute bin ich als Lehrer, als freier Mitarbeiter der Gedenkstätte und als Busfahrer tätig. Den Wunsch, meine eigene Klasse zum Gedenkort Mittelbau-Dora zu fahren und anschließend während des Besuchs begleiten zu können, hat die Pandemielage im Jahr 2020 bislang verhindert. Für das Jahr 2021 bleibt er fest bestehen. Ich freue mich darauf.


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