Buchenwald Memorial Mittelbau-Dora Memorial Museum Zwangsarbeit im NS

Erinnerung an die Opfer des antijüdischen Pogroms vom 9./10. November 1938

09.11.2022 ‒ 10.11.2022, 15:30 PM‒11:34 AM

Commemoration

Gedenkfeier mit szenischer Lesung am historischen Ort des Sonderlagers am 9. November 2022 um 14.30 Uhr

On the right side of the road, there are four tables outside at which uniformed people are sitting. People in civilian clothes are standing in front of the tables. On the left side of the path, numerous other people are sitting on the ground. In the background, flat functional buildings.

„Plötzlich schrie ein Mann: ‚Ich habe für Deutschland gekämpft. Ich lag über vier Jahre an der Front. Ich bin deutscher Jude. 2.000 Jahre verfolgt man uns schon und ihr wollt ein Kulturvolk sein!‘ Man schleppte ihn zur Seite. Er bekam gleich eine Sonderbehandlung. 25 Stockschläge auf den nackten Hintern. Der Mann schrie, man hörte so richtig, wie der SS-Mann ausholte, die Luft schnitt mit dem Stock, daß es nur so pfiff [...] Ich dachte an Weimar, Buchenwald, Goethe. Ich begriff nichts mehr."

So erinnert Julius Katz den offenen Antisemitismus, die Beschimpfungen und die körperliche Gewalt, denen er und die anderen jüdischen Männer im Konzentrationslager Buchenwald ausgesetzt waren.

In den frühen Morgenstunden des 10. November brennen überall in Deutschland die Synagogen. Juden werden aus ihren Wohnungen geschleppt, zusammengetrieben, geschlagen oder ermordet. Als der Tag anbricht, stehen Schaulustige vielerorts vor verkohlten Gebäuderesten – sehen zu, wie die SA das Mobiliar auf die Straße wirft und Geschäfte plündert. Manche machen mit, viele sind wie gelähmt. Einmal mehr, aber wie nie zuvor öffentlich, demonstrieren die Nationalsozialisten, dass sie über blutige Gewalt nicht nur reden. Nach dem Pogrom lässt die Gestapo über 26.000 jüdische Deutsche verhaften und in Konzentrationslager bringen. Sie sollen – so der Auftrag der SS – Todesangst erleben. Alles ist darauf ausgerichtet, ihnen die Würde zu nehmen und sie auszuplündern.

In Weimar spricht es sich herum, dass die SS Juden über das Bahnhofsgelände jagt und zum Ettersberg bringt. Allein in das dortige KZ Buchenwald verschleppt sie 9.845 Männer aus ganz Deutschland. Die SS hält sie in einer mit Stacheldraht abgegrenzten Zone westlich des Appellplatzes in fünf scheunenartigen Baracken gefangen. Tagelang kommt hier niemand zum Ausruhen. Die Lebensbedingungen sind menschenunwürdig, sanitäre Einrichtungen gibt es kaum.

Staatliche Behörden und die SS erpressen hier von den Männern die Aufgabe ihres Besitzes und die Verpflichtung, Deutschland zu verlassen. In den hundert Tagen der Existenz des jüdischen Sonderlagers werden 250 Menschen um ihr Leben gebracht.

Den Ort des jüdischen Sonderlagers markiert heute ein Gedenkstein.

Die Gedenkfeier für die 9.845 jüdischen Männer, die im November 1938 nach Buchenwald verschleppt wurden, findet am Mittwoch, den 9. November 2022 um 14.30 Uhr am Gedenkstein für die Opfer des Pogroms und des jüdischen Sonderlagers statt.

Begrüßung

Dr. Philipp Neumann-Thein,
Stellv. Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Grußworte

Peter Kleine
Oberbürgermeister der Stadt Weimar

Prof. Dr. Jens-Christian Wagner,
Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Szenische Lesung aus Biographien und Erinnerungen

Irina Pashchenko (Russland), Mathilde Eymer (Frankreich), Milla Pukall, Aljoscha Weddig, Charlotte Wiesner (Deutschland) - Internationale Freiwillige an der Gedenkstätte Buchenwald

Kaddisch

Alexander Nachama
Landesrabbiner der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen

Kranzniederlegung


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