Buchenwald Memorial Mittelbau-Dora Memorial Museum Zwangsarbeit im NS

„In Gesellschaft.“: Befreit. Und dann? Leben nach der Zwangsarbeit – zurückgekehrt / weitermigriert

14.08.2025, 18:30 PM‒20:00 PM

Event series

Museum Zwangsarbeit, Boris-Romantschenko-Saal

©Museum Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, Foto: Henry Sowinski

Seit 2021 fragt das FORUM „In Gesellschaft.“ aus immer neuen Perspektiven, wie wir mit der Geschichte der NS-Zwangsarbeit umgehen, und was wir daraus für unser Zusammenleben ableiten wollen.

Vor 80 Jahren, im Mai 1945, feierten Zwangsarbeiter:innen ihre langersehnte Befreiung. Doch viele Unsicherheiten blieben und die physischen und psychischen Entbehrungen belasteten ihre Leben weiterhin. Die meisten wollten Deutschland so schnell wie möglich verlassen. Viele Heimatstädte und -dörfer aber waren zerstört, Familienmitglieder ermordet worden oder die Heimat befand sich in der Einflusssphäre der stalinistischen Sowjetunion. So blieben viele zunächst oder für immer in Deutschland, andere wanderten aus. Selbst bei der Rückkehr begegnete ihnen oftmals Skepsis oder gar Feindschaft. Die Beziehungen zu den Deutschen blieben belastet.

Die Zwangsarbeit war also mit Kriegsende vorbei und blieb doch existent in den Lebensläufen. Was bewegte ehemalige Zwangsarbeiter:innen auch nach dem Krieg? Welche Entscheidungen konnten oder mussten sie nach dem Krieg treffen? Welche Folgen hatte die Zwangsarbeit für ihre Lebenswege? Inwiefern konnten sie sich neue Leben aufbauen? Wie blickten sie auf die Deutschen? Wie verhielten sich wiederum die Deutschen zu ihren Verbrechen?

Wir sprechen mit unseren Gäst:innen über Geschichten und Perspektiven, die die Zwangsarbeit nicht auf die Kriegszeit reduzieren, sondern ganze Lebensgeschichten in den Blick nehmen. „Befreit. Und dann?“ richtet den Blick dabei nicht nur zurück. Auch heute ist Zwangsarbeit eine Geschichte, die auf der ganzen Welt Millionen Menschen miteinander teilen – als Betroffene, als Verantwortliche und als Nachkommen. Für einen Schlussstrich ist es deshalb noch viel zu früh.

Unsere Gäst:innen:

Sarah Grandke ist Historikerin, Kuratorin und Doktorandin an der Universität Regensburg, Deutschland. Sie hatte mehrere Stipendien, unter anderem an der Australian National University, Canberra und dem Sydney Jewish Museum in Australien sowie im Rahmen des ERC-Projekts „Global Resettlement Regimes: Ambivalent Lessons learned from the Postwar (1945-1951)“ an der Universität Wien. Außerdem erhielt sie ein Stipendium des Deutsch-Historischen Instituts in Warschau, Polen. Von 2018 bis 2023 war Grandke Kuratorin am Hamburger Dokumentationszentrum „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ zu Deportationen von Jüdinnen/Juden und Roma zwischen 1933 und 1945. 2016 bis 2018 arbeitete sie in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und war zuvor Kuratorin am Münchner Dokumentationszentrum für die Geschichte des Nationalsozialismus in einem Ausstellungsprojekt zur Geschichte der Sinti und Roma in Bayern.

Evelina Rudenko hat für die 2022 aufgelöste russische Menschenrechtsorganisation „Memorial“ zahlreiche Bildungsprojekte u.a. zum Schicksal der sogenannten „Ostarbeiter“ durchgeführt. - Noch vor dem Ende der Sowjetunion, im Jahr 1990, berichteten Zeitungsmeldungen von bevorstehenden Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter:innen aus der Sowjetunion, die in NS-Deutschland als „Ostarbeiter“ bezeichnet worden sind. Die Menschenrechtsorganisation „Memorial“, die sich die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zum Ziel gesetzt hatte, wurde fälschlicherweise als Ansprechpartner genannt und erhielt daraufhin wäschekorbweise Post. So entstand das „Ostarbeiter“-Archiv mit etwa 320.000 Briefen, in denen die Verfasser:innen oftmals zum ersten Mal von ihrer Zeit in Deutschland berichteten. - Evelina Rudeno lebt heute in Deutschland und ist Projektkoordinatorin bei Memorial Zukunft e.V. zur Geschichte der sowjetischen Zwangsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland.

 

Das Gespräch moderiert Nora Hespers.

Hespers ist (Sport-)Journalistin, Podcasterin und Autorin, arbeitet für den WDR, die ARD und Deutschlandfunk Nova, war bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften journalistisch tätig; ihr besonderes Interesse gilt dabei immer gesellschaftspolitischen Themen: Mit dem Blog und der Podcastserie „Die Anachronistin“ erweckt sie seit 2014 die Geschichte ihres Großvaters zum Leben, 2021 erschien außerdem im Suhrkamp-Verlag ihr Buch „Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich“.

 

Die Veranstaltung wird gefilmt und steht zukünftig innerhalb der Videoreihe „In Gesellschaft.“ in unserer Mediathek zur Verfügung.

EINTRITT FREI


var _paq = window._paq = window._paq || []; /* tracker methods like "setCustomDimension" should be called before "trackPageView" */ _paq.push(['trackPageView']); _paq.push(['enableLinkTracking']); (function() { var u="https://matomo.buchenwald.de/"; _paq.push(['setTrackerUrl', u+'matomo.php']); _paq.push(['setSiteId', '21']); var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; g.async=true; g.src=u+'matomo.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); })();