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Trauer um Icek Ostrowicz

Überlebender des Konzentrationslagers Mittelbau

Wir trauern um den Überlebenden des Konzentrationslagers Mittelbau Icek Ostrowicz (1927–2024). Er starb bereits im September im Alter von 97 Jahren.

19.12.2024

Icek Ostrowicz lächelt in die Kamera
Icek Ostrowicz, Foto: Jochen Linz

Icek Ostrowicz wurde am 15. August 1927 im polnischen Kielce in eine jüdische Familie geboren. Er war gerade zwölf Jahre alt geworden, als die deutsche Wehrmacht in sein Heimatland einmarschierte. Als Jude durfte er fortan nicht mehr die Schule besuchen. 1941 musste er mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern in das jüdische Ghetto der Stadt ziehen. Weil er als „arbeitsfähig“ eingestuft worden war, musste er später in verschiedenen Arbeits- und Konzentrationslagern Zwangsarbeit leisten. Im Zuge der Räumung des KZ Groß-Rosen im Februar 1945 gelangte er auch in das KZ Mittelbau. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 115 745. In den folgenden Monaten wurde Icek Ostrowicz in verschiedene Außenlager des KZ-Komplexes im Südharz verlegt, unter anderem nach Harzungen und in die Nordhäuser Boelcke-Kaserne. Im April 1945 trieb ihn die SS erneut auf einen Räumungstransport. Am 12. April 1945 wurde er dann bei Magdeburg von US-amerikanischen Truppen befreit. Diesen Tag bezeichnete er später als seinen „zweiten Geburtstag“.

Er kehrte anschließend nach Polen zurück und erfuhr, dass seine Eltern und Geschwister in Treblinka getötet worden waren. Insgesamt 40 seiner Familienangehörigen wurden in der Shoah ermordet. Icek Ostrowicz überlebte als Einziger. Im Juli 1946 wurde er Zeuge des antijüdischen Pogroms in seiner Heimatstadt Kielce, bei dem mehr als 40 Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Er entschied sich, in das Land der Täter zurückzukehren. Über Türkheim bei München gelangte er 1947 nach Mönchengladbach. Bis zu seinem Lebensende war die Stadt am Niederrhein sein Zuhause.

Icek Ostrowicz heiratete, hatte eine Tochter und zwei Enkel:innen und wurde ein erfolgreicher Textilunternehmer. Gleichzeitig engagierte er sich in der jüdischen Gemeinde Mönchengladbachs, deren Ehrenmitglied er war. Der Gemeinde stiftete er zwei Mal eine neue Tora sowie einen Vorhang für den Toraschrank in der Synagoge. Weil ihm selber eine angemessene Schul- und Universitätslaufbahn versagt bliebt, war ihm der gerechte Zugang zu Bildung ein besonderes Anliegen. Als Vorstand der von ihm mitgegründeten Gerhard C. Starck Stiftung vergab er Bildungsstipendien an Jüdinnen und Juden. Für seine Verdienste wurde er 2023 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, doch eine solche Ehrung war nicht, was ihn antrieb. Der Verlust seiner Eltern und seiner Geschwister, so bekannte er einmal, begleitete ihn sein Leben lang. Bildung sei für ihn daher von besonderer Bedeutung, diese könne einem „keiner nehmen“.

Nun haben wir leider erfahren, dass Icek Ostrowicz am 25. September 2024 im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie und seinen Freund:innen.


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