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Trauer um Joseph Spring

Überlebender des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora

Wir trauern um den Überlebenden des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora Joseph Spring (1927–2025). Er starb am 8. Januar dieses Jahres kurz vor seinem 98. Geburtstag in Melbourne.

28.01.2025

Bild von Joseph Spring vor einem Fenster in Schwarz/weiß
Joseph Spring, März 1998. Foto: Meret Wandeler

Joseph Spring kam am 18. Januar 1927 in Berlin unter dem Namen Josef Sprung als Sohn polnischer Juden zur Welt. Nach dem frühen Tod seines Vaters betrieb seine Mutter Czarna bis 1935 allein eine Eisdiele in der deutschen Hauptstadt. Josef und seinen Bruder Heini schickte sie zu Verwandten nach Belgien, damit sie der antisemitischen Diskriminierung im nationalsozialistischen Deutschland entgehen konnten. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Belgien im Mai 1940 flohen sie nach Frankreich. Josef konnte sich dort echte französische Papiere unter falscher Identität besorgen: Als „Joseph Dubois“ arbeitete er fortan als Übersetzer.

Im Jahr 1943 beschloss er, mit zwei seiner Cousins aus dem besetzten Frankreich in die neutrale Schweiz zu fliehen. Gegenüber den Schweizer Grenzbeamten offenbarten sie ihre jüdische Identität in der Hoffnung auf Hilfe. Doch die Grenzwächter wiesen sie zunächst ab und übergaben sie schließlich der Gestapo. Über das Sammellager Drancy bei Paris deportierten die Deutschen sie nach Auschwitz. Josef Sprung musste im Außenlager Monowitz Zwangsarbeit auf der Baustelle einer Fabrik der IG Farben leisten.

Als der KZ-Komplex Auschwitz im Januar 1945 vor der heranrückenden Roten Armee geräumt wurde, trieb die SS Josef Sprung an dessen 18. Geburtstag auf einen Räumungstransport, der über Gleiwitz in das KZ Mittelbau-Dora im Harz führte. Er wurde einem Außenlager in Blankenburg zugeordnet, wo er erneut Zwangsarbeit leisten musste. Anfang April 1945 wurden die Blankenburger Außenlager geräumt und die Häftlinge in Richtung Norden getrieben. Bei Magdeburg gelang Josef Spring die Flucht. Am 12. April 1945 wurde er von US-Soldaten befreit.

1946 wanderte Josef Sprung nach Australien aus und änderte seinen Namen in Joseph Spring. Mit seiner Frau Ava, die er auf einer Reise kennengelernt hatte, bekam er zwei Söhne und betrieb ein Reisebüro in Melbourne. 1998 verklagte er die Schweizerische Eidgenossenschaft aufgrund seiner Auslieferung an die Gestapo wegen Beihilfe zum Völkermord. Das Gericht wies die Klage ab, doch der öffentliche Prozess lenkte den Blick auf die Mitverantwortung der Schweiz für die NS-Verbrechen.

Wie wir nun leider erfahren mussten, ist Joseph Spring am 8. Januar 2025 im Alter von 97 Jahren verstorben. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Familie und seinen Freund:innen.


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