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Trauer um Julian Wieciech

Überlebender des Konzentrationslagers Mittelbau

Wir trauern um den Überlebenden des Konzentrationslagers Mittelbau Julian Wieciech (1927–2024). Er starb am Samstag im Alter von 97 Jahren.

05.12.2024

Julian Wieciech sitzt auf einer Bank.
Julian Wieciech bei der Gedenkveranstaltung zum 74. Jahrestag der Befreiung am Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte, 12.04.2019. ©KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Julian Wieciech wurde am 14. April 1927 im kleinpolnischen Lipnica Dolna als jüngstes von sechs Geschwistern geboren. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Hof seiner Familie. Wie sein Vater wollte er Fuhrmann werden, doch der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte dies. Stattdessen schloss er sich 1943 der Polnischen Heimatarmee an. Er erhielt den Spitznamen „Skrzat“ (deutsch etwa „Wichtel“), weil er so klein und schmächtig war. Als Mitglied der Untergrundbewegung war er an verschiedenen konspirativen Aktionen beteiligt, unter anderem an der Befreiung von 128 politischen Gefangenen aus einem Gefängnis der deutschen Besatzer:innen am 26. Juli 1944.

Aufgrund dieser Aktionen wurde er Ende Oktober 1944 verhaftet und im Gestapo-Gefängnis in der ulica Montelupich in Krakau inhaftiert. Von dort wurde er im Dezember 1944 ins Konzentrationslager Groß-Rosen eingewiesen (Häftlingsnummer 85 357). Als die SS das KZ Groß-Rosen im Februar 1945 vor der herannahenden Roten Armee räumen ließ, wurde er ins Konzentrationslager Mittelbau getrieben. Hier erhielt er die Häftlingsnummer 117 815. Julian Wieciech durchlief die Außenlager in Harzungen und der Nordhäuser Boelcke-Kaserne bis auch der KZ-Komplex im Südharz im April 1945 geräumt wurde. Seine Befreiung erlebte er schließlich am 15. April 1945 wenige Tage nach seiner Ankunft im KZ Bergen-Belsen: Der britische Soldat Ian Forsyth hatte ihn kaum noch atmend, aber noch lebend auf einem Leichenhaufen entdeckt.

Nach dem Krieg erholte er sich von den Folgen seiner KZ-Haft und kehrte 1946 nach Polen zurück. Er holte seinen Schulabschluss nach und schloss erfolgreich ein Wirtschaftsstudium ab. 1951 heiratete er Maria Piotrowska, mit der er zwei Söhne bekam. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1985 arbeitete er in der chemischen Industrie. 2004 veröffentliche er seine Memoiren, in denen er unter anderem über seine Erlebnisse in der KZ-Haft berichtete. Im Jahr 2019 war er zuletzt zum Jahrestag der Befreiung nach Nordhausen gereist.

Nun ist er am 30. November 2024 im Alter von 97 Jahren verstorben. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind in diesen Tagen bei seiner Familie und seinen Freund:innen.


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