Gedenkstätte Buchenwald KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Museum Zwangsarbeit im NS

Erinnerung an die Opfer der Novemberpogrome 1938

08.11.2024, 14:30‒15:30 Uhr

Gedenkfeier

Gedenkstätte Buchenwald

Am rechten Wegesrand stehen im Freien vier Tische, an denen Uniformierte sitzen. Vor den Tische stehen Personen in Zivilkleidung. Am linken Wegesrand sitzen zahlreiche weitere Personen auf dem Boden. Im Hintergrund flache Funktionsgebäude.
Einzelne jüdische Häftlinge müssen zur von SS-Angehörigen auf dem Appellplatz durchgeführten Registrierung nach vorn treten, während die übrigen Häftlinge sitzend warten müssen. Links im Bild der deutsche politische Häftling Karl Barthel (Haft-Nr. 853), Zwischen dem 10. und 16.11.1938. © American Jewish Joint Distribution Committee, New York

Wir laden Sie herzlich ein zur Gedenkfeier mit szenischer Lesung am Freitag, den 8. November 2024, um 14.30 Uhr in der Gedenkstätte Buchenwald, am Gedenkstein für die Opfer des Pogroms und des jüdischen Sonderlagers.

„Plötzlich schrie ein Mann: ‚Ich habe für Deutschland gekämpft. Ich lag über vier Jahre an der Front. Ich bin deutscher Jude. 2.000 Jahre verfolgt man uns schon und ihr wollt ein Kulturvolk sein!‘ Man schleppte ihn zur Seite. Er bekam gleich eine Sonderbehandlung. 25 Stockschläge auf den nackten Hintern. Der Mann schrie, man hörte so richtig, wie der SS-Mann ausholte, die Luft schnitt mit dem Stock, daß es nur so pfiff [...] Ich dachte an Weimar, Buchenwald, Goethe. Ich begriff nichts mehr."

So erinnert Julius Katz den offenen Antisemitismus, die Beschimpfungen und die körperliche Gewalt, denen er und die anderen jüdischen Männer im Konzentrationslager Buchenwald ausgesetzt waren.

In den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen. Jüdische Bürger wurden aus ihren Wohnungen gezerrt, zusammengetrieben, geschlagen und ermordet. Vielerorts standen Schaulustige vor den verkohlten Überresten der Gebäude, während die SA Mobiliar auf die Straßen warf und Geschäfte plünderte. Einige beteiligten sich, andere waren wie gelähmt. Die Nationalsozialisten demonstrierten einmal mehr, diesmal öffentlich, dass sie nicht nur über blutige Gewalt sprachen, sondern sie auch ausführten.

Nach dem Pogrom ließ die Gestapo über 26.000 jüdische Männer verhaften und in Konzentrationslager verschleppen. Sie sollten – so die Absicht der SS – Todesangst erleben. Alles war darauf ausgerichtet, ihre Würde zu nehmen und sie vollständig auszurauben.

In Weimar sprach sich schnell herum, dass die SS Juden über das Bahnhofsgelände jagte und zum Ettersberg brachte. Allein in das KZ Buchenwald wurden 9.845 Männer verschleppt, wo sie die SS in einer mit Stacheldraht abgegrenzten Zone westlich des Appellplatzes in fünf scheunenähnlichen Baracken gefangen hielt. Die Männer litten an Hunger, unter chronischem Wassermangel, an Krankheiten und Erfrierungen. Hinzu kamen Gewaltorgien durch die SS. Nur diejenigen, die einwilligten, das Deutsche Reich zu verlassen und ihren Besitz aufzugeben, wurde aus dem Lager entlassen. In den hundert Tagen der Existenz des jüdischen Sonderlagers in Buchenwald wurden 250 Menschen um ihr Leben gebracht.

Heute erinnert ein Gedenkstein an den Ort des jüdischen Sonderlagers. Bei der Gedenkfeier werden in einer szenische Lesung Biographien und Erinnerungen der 9.845 jüdischen Männer, die im November 1938 nach Buchenwald verschleppt wurden, vorgestellt.

Programm

  • Begrüßung Dr. Philipp Neumann-Thein, Stellv. Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
  • Grußwort Ralf Kirsten, Bürgermeister der Stadt Weimar
  • Szenische Lesung aus Biographien und Erinnerungen Marina Kochevalova (Russland), Rose Shafer (USA), Muriel Brockes, Hannah Lina Haas, Johann Winkelmann (Deutschland) – Internationale Freiwillige an der Gedenkstätte Buchenwald
  • El male rachamim Milán Andics, Kantor der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen

Im Anschluss findet eine Kranzniederlegung mit individuellem Gedenken statt.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an der Gedenkfeier.


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