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Erinnerungen an Robert Büchler

11.04.2023, 20:00‒22:00 Uhr

Gespräch

Aula des Angergymnasiums, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena

Robert Büchler

Ruthi Buchler-Chanash, Tochter von Robert Büchler, im Gespräch mit Thea Jacob

Ort: Aula des Angergymnasiums, Karl-Liebknecht-Straße 87, Jena

Zeit: 11. April 2023, 18 Uhr

Zur Biographie von Robert Jehoschua Büchler

Robert Büchler wurde am 1. Januar 1929 in der westslowakischen Stadt Topoľčany geboren. 1944 wurde er zusammen mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Mutter und Schwester sah er nach der Ankunft bei der Selektion zum letzten Mal. Weil sich der damals 15jährige Junge älter gab, als er war, entging er der unmittelbaren Ermordung durch Giftgas und musste in verschiedenen Kommandos Zwangsarbeit leisten. Während der Räumung von Auschwitz auf Todesmarsch geschickt, erreichte Robert Büchler am 23. Januar 1945 mit einem Transport im offenen Güterwagen das KZ Buchenwald. Dort wurde er mit Hunderten Kindern und Jugendlichen im so genannten Kinderblock 66 im "Kleinen Lager" untergebracht. Die Insassen dieses Blocks mussten nicht mehr arbeiten und wurden auch nicht gezwungen, an den gefürchteten Appellen teilzunehmen. Noch am 10. April 1945 wurde Robert Büchler von der SS wieder auf einen Todesmarsch aus dem Lager getrieben. Nach einem Weg über Jena gelang ihm drei Tage später bei Eisenberg die Flucht. In Jena wurde er danach gepflegt und konnte gesunden.

Nach der Befreiung kehrte Robert Büchler zunächst in seine Heimatstadt Topoľčany zurück. Die Shoah hatten von seiner Familie nur eine Tante und ein Onkel überlebt. Sie nahmen Robert Büchler zeitweise auf. 1949 wanderte er nach Israel aus und gründete mit rund 100 Jugendlichen, die fast alle in Konzentrationslager verschleppt worden waren, den Kibbuz "Lahavot Haviva", wo er mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Herz eine Familie gründete. Im Kibbuz war Robert Büchler zunächst als Bauarbeiter, dann in der Landwirtschaft tätig. Anschließend erlernte er den Beruf des Schreiners, den er mehr als 20 Jahre lang ausübte.

Nach dem Ende der Aufbauphase des Kibbuz studierte Robert Büchler in Tel Aviv und Jerusalem Geschichte, Jüdische Zeitgeschichte und Judaistik. Seitdem arbeitete er vorwiegend in den "Moreshet Archives" des "Givat Haviva Institutes", einem großen Dokumentations-, Forschungs- und Unterrichtszentrum über Holocaust und Widerstand. Dort war er als Direktor des Forschungsinstituts und des Archivs insbesondere mit der Erforschung und Dokumentation der Shoah befasst. Robert Büchler verfasste zahlreiche Aufsätze über seine Erlebnisse sowie Forschungsarbeiten über die Geschichte der europäischen Juden. Bereits 1976 erschien seine Studie über die "Geschichte und das Schicksal der Jüdischen Gemeinde Topoľčany". 1984 folgte seine "Kurze Übersicht der jüdischen Geschichte in dem Gebiet der Slowakei". Er arbeitete mehrfach an Ausgaben der von Wolfgang Benz und Barbara Distel herausgegebenen "Dachauer Heften" mit.

Robert Büchlers Lebenswerk ist die Geschichte des Kinderblocks 66 im KZ Buchenwald und von dessen Insassen. Bereits Mitte der achtziger Jahre nahm er diesbezüglich Kontakt zur damaligen Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald auf, die der Geschichte des Kleinen Lagers jahrzehntelang wenig Beachtung geschenkt hatte. Noch vor dem Zusammenbruch der DDR stellte Robert Büchler dem Archiv der Gedenkstätte seinen Erinnerungsbericht zum Block 66 zur Verfügung – den ersten überhaupt zu diesem Thema. Bis zuletzt recherchierte Robert Büchler weltweit nach ehemaligen Mithäftlingen aus diesem Block. In Israel organisierte er mehrere Treffen Überlebender.

Daneben war Robert Büchler in nationalen und internationalen Organisationen aktiv. Viele Jahre lang engagiert er sich im "Public Commitee of Auschwitz Survivors" und in der Friedensbewegung "Peace Now". Seit 1995 war er Mitglied des Häftlingsbeirats der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Bis zu seinem Tod war er das dienstälteste Mitglied des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, dem er seit Anfang der sechziger Jahre angehörte.

Am 8. April 2009 wurde Robert Büchler für seine lebenslange Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit mit dem Verdienstorden des Freistaats Thüringen geehrt. Er starb am 14. August 2009 in seinem Kibbuz Lahavot Haviva in Israel.


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